Während eine Reihe großer Industrienationen nur zögerlich Gesetze zur Erfüllung der Pariser Abkommens erlassen haben, haben andere Länder und Städte, darunter Kopenhagen, darauf gedrängt, ihre Verpflichtungen nicht nur zu erfüllen, sondern zu übertreffen.
Kopenhagen: Trendsetter in Sachen Klimaschutz
Kopenhagen: Die Musterstadt
Obwohl die skandinavischen Länder seit langem führend in der Erneuerbaren Technologie sind, hat Kopenhagen ehrgeizige Pläne angekündigt, bis 2025 die weltweit erste klimaneutrale Hauptstadt zu werden.
Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) leben in unseren Städten heute mehr als 50% der Weltbevölkerung, verbrauchen mehr als zwei Drittel der produzierten Energie und sind für mehr als drei Viertel der CO2-Emissionen verantwortlich. „Damit sind die Städte heute ein wichtiger Schwerpunkt im Kampf gegen den Klimawandel,“ erzählt Immobilienexperte und Vorstand der GREAT AG Helmut Freitag.
Obwohl Kopenhagen bei weitem nicht der größte Verursacher auf der Weltbühne ist, wollen die Behörden der Stadt, dass die Stadt zu einem Maßstab wird, dem andere folgen können.
Nachdem Kopenhagen seinen CO2-Ausstoß seit 2005 bereits um 40% reduziert hat – vor allem durch die Umstellung von Kohle auf Windkraft durch den städtischen Energieversorger -, zielt Kopenhagen nun auf vier Schlüsselbereiche auf dem Weg zur Klimaneutralität.
ENERGIEVERBRAUCH
Der direkteste Weg zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen besteht darin, den Energieverbrauch der Bevölkerung zu senken.
„Während Neubauprojekte kontinuierlich für einen energieeffizienteren Gebäudebestand sorgen, rüstet Kopenhagen auch seinen sozialen Wohnungsbau nach und schafft Anreize für private Eigentümer und Unternehmen,“ sagt Helmut Freitag, Experte für Projektmanagement von großen Immobilienkomplexen und Investments.
Ein wesentlicher Vorteil, den Kopenhagen bei der Nachrüstung von Altbauten hat, ist, dass sich die überwiegende Mehrheit der Haushalte seit dem vergangenen Jahrhundert auf „Fernwärmesysteme“ stützt, bei denen die Wärmeerzeugung und -versorgung eines ganzen Stadtteils oder Gebietes aus einer einzigen Anlage und nicht aus einzelnen Haushalten erfolgt.
MOBILITÄT
Mit über 375 Kilometern eigener Radwege und der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, die ein Fahrrad besitzt, gilt Kopenhagen als eine der großen Radhauptstädte der Welt.
Obwohl das Radfahren heute rund 29% aller Fahrten in der Stadt ausmacht, werden immer noch rund 33% der Fahrten mit dem Auto durchgeführt, was das Auto zur führenden Methode der Mobilität macht.
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Um das Fahrradfahren weiter zu fördern, baut die Stadt ihr Radwegenetz mit neuen Routen, Radkorridoren und regionalen „Super Cycle Highways“ aus und setzt dabei auf Fahrradabstellmöglichkeiten an Verkehrsknotenpunkten und in Gewerbegebieten.
ENERGIEERZEUGUNG
Nach Schätzungen der Kopenhagener Behörden stammen 80% der CO2-Emissionen der Stadt aus der Energieerzeugung.
„Bis 2025 will die Stadt 100% ihrer Energieproduktion aus Wind-, Sonnen-, Erdwärme-, Biomasse- und Müllverbrennungsquellen beziehen, mehr Energie produzieren, als sie verbraucht, und den Überschuss speichern,“ erzählt Vorstand der GREAT AG Helmut Freitag.
Darüber hinaus wird die Stadt bis 2025 360 Windturbinen bauen – sowohl in der Nähe von Kopenhagen als auch vor der Küste -, die den größten Teil der Stadt mit kohlenstoffneutralem Strom versorgen und 42% ihrer Treibhausgasemissionen eliminieren.
MIT GUTEM BEISPIEL VORANGEHEN
Die Kopenhagener Verwaltungsbehörde – die Stadt Kopenhagen – will mit gutem Beispiel vorangehen, den Großteil ihrer Vermögenswerte überholen und bürokratische Prozesse für Neubauten umkrempeln.
Alle kommunalen Gebäude werden mit energieeffizienten Systemen und über 60.000 Quadratmetern neuen Photovoltaik-(PV)-Modulen nachgerüstet, um ihren Energieverbrauch um 40% zu senken.
Andere Städte sollten sich ein Beispiel an Kopenhagen nehmen. Irgendwann wird es zu spät sein, und die Erderwärmung wird irreparabel sein.
Auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen und auf dem G8-Gipfel in Italien haben die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrieländer verkündet, dass sie die globale Temperaturerhöhung im Durchschnitt auf maximal zwei Grad Celsius gegenüber dem Niveau vor der Industrialisierung begrenzen wollen. Ein Anstieg über 2° hätte katastrophale Folgen, weswegen ich persönlich denke, dass die Ziele viel zu niedrig gesteckt sind. Es muss etwas an der Art und Weise wie wir leben geändert werden, und es muss schnell und radikal geschehen.
Der Klimawandel ist ein ernster Notfall. Doch es fehlt immer noch jegliches Bewusstsein über die Krise. Es sollte mehr Menschen die Augen öffnen, dass irische und das britische Parlament den Klimanotstand ausgerufen haben. Dieser Notstand muss von allen Regierungen nicht nur erkannt, sondern auch ernst genommen werden. Nur durch sofortiges und gezieltes Handeln kann die Zukunft vor etwas schrecklichem bewahrt werden. Es gibt Hoffnung, denn die größten Klimaschutzmaßnahmen verdanken wir der europäischen Union. Die Mitgliedsstaaten treiben sich zu immer größeren Zielen und Vorhaben betreffend dem Umweltschutz an. Ohne ein geeintes Europa würde es wahrscheinlich um einiges weniger Abkommen bei den Pariser Klimaverhandlungen geben.
„Als eine der größten Volkswirtschaften der Welt hat Deutschland seit Beginn der Industrialisierung fast fünf Prozent zur globalen Erderwärmung beigetragen. Die jährlichen Pro-Kopf-CO2-Emissionen sind in Deutschland mit rund 9,6 Tonnen aktuell noch ungefähr doppelt so hoch wie der internationale Durchschnitt von 4,8 Tonnen pro Kopf. Der Weltklimarat warnt, dass eine Erderwärmung um mehr als 2 °C bis 2100 im Vergleich zum vorindustriellen Niveau schwerwiegende Folgen haben kann. Ohne eine Begrenzung der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen könnte die Durchschnittstemperatur jedoch um 4 °C oder mehr ansteigen. Die Zahl extremer Wetterereignisse in Deutschland
hat sich in den letzten 50 Jahren mehr als verdoppelt. Bis Ende des 21. Jahrhunderts können sich die jährlichen Schäden durch Überschwemmungen und
Hochwasser in Deutschland im Vergleich zum Zeitraum 1961 bis 2000 verdoppeln bis verdreifachen.“
Das ist ein kleiner Ausschnitt aus der offiziellen „Klimaschutz in Zahlen“ Broschüre des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Diese Broschüre sollte in eine Pflichtlektüre in der Schule sein und in jeder öffentlichen Einrichtung liegen.
https://www.bmu.de/publikation/klimaschutz-in-zahlen-2018/